Die Schülerfirma
Einleitung – Ziele:
Das generelle Ziel der Arbeit mit Schülerfirmen beinhaltet, dass eine Schülerfirma vor allem eine pädagogische Veranstaltung ist, um auf der Basis erworbenen ökonomischen Wissens ein besseres Verständnis der Abläufe innerhalb eines Betriebes zu erlangen sowie Erkenntnisse über betriebswirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche sowie ökologische und soziale Zusammenhänge zu gewinnen und gegebene Rahmenbedingungen für die unternehmerische Tätigkeit erkennen zu können.
Die Schülerfirma ist zunächst eine pädagogische Methode. Sie ist kein Konkurrenzunternehmen zu einem Unternehmen in der Region. Ein Schülerunternehmen, das von Schülern geplant, entwickelt und geführt wird, verlangt ihnen vielerlei ökonomische Kenntnisse ab: Wie kommen wir zu einer Geschäftsidee? Welche Funktion hat der Unternehmer? Welche Aufgaben hat ein Unternehmen? Was sind betriebliche Leistungsfunktionen? Was müssen wir über Organisation wissen? Wie wird Werbung gemacht? Es wird nicht zerstückeltes Wissen verlangt, sondern Wissen für die Lösung von komplexen Problemstellungen.
Im Vergleich zur Methode des Wirtschaftsplanspiels beispielsweise, mit der Schüler gefördert werden, ökonomische Entscheidungen zu treffen, bieten Schülerfirmen einen organisatorischen und didaktischen Gesamtrahmen, der schon sehr viel realitätsnaher ist.
Ziel 1: Schlüsselkompetenzen entwickeln
- Schülerfirmen verlangen von Schülerinnen und Schülern selbständiges unternehmerisches Denken und Handeln. Hier trainieren sie Teamarbeit und Kooperation.
- Sie üben sich in sozialen Kompetenzen wie Kommunikation, der Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und Konflikte zu bewältigen.
- Zudem erlernen sie methodische Kompetenzen: z. B. Vorhaben zu planen, Probleme zu lösen oder ihre Geschäftsideen zu präsentieren.
- Nicht zuletzt eignen sie sich fachliches Wissen in ihrem Unternehmensfeld an.
Dabei erwerben sie Kenntnisse über reale wirtschaftliche Zusammenhänge und die Funktions- und Arbeitsweise von Unternehmen.
Sie lernen kundenorientiert und kostenbewusst zu planen, zu organisieren, zu entscheiden sowie kaufmännische Probleme zu erkennen und zu lösen.
Sie lernen soziale Probleme zu erkennen und zu lösen.
Sie lernen Regeln für die Zusammenarbeit aufzustellen und einzuhalten.
Sie üben sich darin Verantwortung für übertragene Aufgaben gegenüber dem Team und sich selbst zu übernehmen.
Sie lernen Eigeninitiative, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu entwickeln.
Sie lernen Kompromisse einzugehen.
Dabei geht es nicht in erster Linie darum, Schülerinnen und Schüler auf eine spätere berufliche Selbständigkeit vorzubereiten. Ziel ist vielmehr, Fertigkeiten und „Skills“ zu entwickeln, die sie zu „Unternehmerinnen und Unternehmern ihrer selbst“ machen, um so auch ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz nach ihrer Berufsausbildung zu erhöhen.
Ziel 2: Schul- und Lernmotivation steigern
Die besondere pädagogische Attraktivität einer Schülerfirma ist: Die Mitarbeit hier ist realitätsnah, handlungs- und ergebnisorientiert. Die Ergebnisse sind greifbar und ermöglichen ein starkes Erleben der Selbstwirksamkeit. Zudem stärken Kontakte zu Medien und den hiesigen Betrieben das Selbstbewusstsein.
Ziel 3: Praxisnahe Berufsorientierung ermöglichen
Schülerinnen und Schüler erschließen über die Mitarbeit in Schülerfirmen konkrete betriebliche Aufgabenfelder, erproben wirtschaftliches Denken und Handeln und lernen ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen. Diese Erfahrungen helfen ihnen dabei, bestimmte Berufsbilder anschließend als mehr oder weniger passend zu bewerten.
Jede Abteilung ist für die betroffene Schülergruppe ein Trainingsfeld.
Anforderungsprofile sind, so wie es auch im realen Leben ist, in einer Schülerfirma zumindest testbar und so etwas wie Probehandeln. Insofern ist eine Schülerfirma für die Betroffenen eine wichtige Hilfe, das Spektrum ihrer Fähigkeiten im Hinblick auf berufliche Anforderungen auszuloten, ohne die vielen verschiedenen Ausbildungsberufe dabei im Hinterkopf haben zu müssen.
Einstellungsverfahren
Am Ende des Geschäftsjahres treffen sich die Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen der Schülerfirma und stimmen ihren Arbeitskräftebedarf für das kommende Geschäftsjahr ab. Die Abteilungen werden vorgestellt und die Stellenausschreibungen veröffentlicht, so dass sich die Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs des Haupt- und Realschulzweiges bewerben können. Dabei gilt: Jeder Schüler/jede Schülerin schreibt eine ausführliche Bewerbung für seine gewünschte Abteilung.
Für seinen Zweitwunsch gibt er eine formlose Bewerbung ab.
Die Abteilungsleiter/innen sichten die Bewerbungen. Zu Beginn des Geschäftsjahres werden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über ihren zukünftigen Arbeitsplatz informiert.
Bei Verstößen erfolgt eine Abmahnung und in letzter Konsequenz die Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis. Am Ende des Geschäftsjahres bekommen alle Mitarbeiter/innen eine Rückmeldung mittels zweier Zensuren.
Abteilungen der Schülerfirma
„Wir tun was“ – Bericht des Abteilungsleiters
Seit dem Schuljahr 2008/2009 existiert an der KGS Schneverdingen die Schülerfirma „KGS works“. In 8 Abteilungen arbeiten und lernen alle Schülerinnen und Schüler des 10.Jahrgangs des Hauptschul- und Realschulzweiges der KGS Schneverdingen. Anders als im regulären Schulleben, in dem die Zensuren über das Wohl und Wehe der Schüler entscheiden, sind hier zunächst erst einmal aussagekräftige Bewerbungen gefragt. Etwa zwei Wochen vor Ende des jeweiligen Schuljahres veröffentlichen die Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen Stellenanzeigen, auf die sich die Schülerinnen und Schüler des künftigen 10.Jahrgangs bewerben können. Der Beginn des neuen Schuljahres ist gleichzeitig auch Beginn des neuen Geschäftsjahres. Wie im richtigen Geschäftsleben unterschreiben die Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag und sind jeden Donnerstag für vier Stunden in ihren Abteilungen beschäftigt.
„Einer für alle und alle für einen“ ist der genossenschaftliche Leitgedanke, der auch für unsere Schülerfirma gilt. Im Gegensatz zu Kapital- und Personengesellschaften steht nicht die Gewinnmaximierung im Mittelpunkt des Handelns, sondern die gleichberechtigte Förderung aller Mitglieder. So eröffnet das gemeinschaftliche Arbeiten in unserer Schülerfirma Einblicke in wirtschaftliche, ökologische und soziale Zusammenhänge und schult Schlüsselkompetenzen wie Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative und Teamgeist. Diese Erfahrungen sind eine gute Grundlage für die eigene Orientierung und den Übergang in den Beruf.
Wenngleich wie bereits erwähnt, Gewinnmaximierung nicht im Mittelpunkt des Handels steht, haben die Mitarbeiter natürlich Interesse daran, ihren zu Beginn des Geschäftsjahres eingezahlten Anteil von 10,- Euro am Ende des Geschäftsjahres wieder herauszubekommen, getreu dem Motto: „Es darf auch etwas mehr sein.“
Ein Ziel, das sich durchaus positiv auf die Arbeitsmoral auswirkt. So wurdet einem Kollegen, der seine Unterrichtsstunde überziehen wollte, geantwortet: „ Das geht nicht, wir müssen zur Arbeit“. Jeden Donnerstag bereiten zum Beispiel die Mitarbeiter der Abteilung Food Art Manufaktur köstliche Pausensnacks zu. Derweil verschönern die „Gärtner“ der Abteilung Grünzeug und mehr unseren Innenhof und ernten Früchte für unseren berühmten Saft. In den Holz- und Technikwerkstätten wird eine beleuchtete Hundehütte gemäß Auftrag gebaut. Während die Mitarbeiter der Buchführung und Verwaltung die Arbeitszeitkonten aktualisieren, Rechnungen schreiben und den Kassenbestand überprüfen, führt die Abteilung 50Plus Senioren ins Netz und plant die Chemie- und Eventindustrie die nächsten Veranstaltungen.
Ein kleiner Ausschnitt aus Aktivitäten der Schülerfirma:
- Verkaufsstand auf dem Weihnachtsmarkt
- Verkaufsstand am „Tag der offenen Tür“
- Organisation der Sportlerehrung
- Organisation der Schülerdisco
- Catering bei Veranstaltungen
- Organisation der Abschlussfeier Jahrgang 10
- Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus
- Kooperation mit der örtlichen Wirtschaft
- Produktion und Verkauf von ökologisch wertvollem Apfelsaft sowie verschiedenen Gelees
- Grundstücke aufräumen inklusive Laubentsorgung
Kontakt:
KGSworks – Herr Battenstein
Am Timmerahde 28
29640 Schneverdingen
Tel.: 05193 – 5198 0
Mail: erik.battenstein@kgs-schneverdingen.eu