Das generelle Ziel der Arbeit mit Schülerfirmen beinhaltet, dass eine Schülerfirma vor allem eine pädagogische Veranstaltung ist, um auf der Basis erworbenen ökonomischen Wissens ein besseres Verständnis der Abläufe innerhalb eines Betriebes zu erlangen sowie Erkenntnisse über betriebswirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche sowie ökologische und soziale Zusammenhänge zu gewinnen und gegebene Rahmenbedingungen für die unternehmerische Tätigkeit erkennen zu können.
Die Schülerfirma ist zunächst eine pädagogische Methode. Sie ist kein Konkurrenzunternehmen zu einem Unternehmen in der Region. Ein Schülerunternehmen, das von Schülern geplant, entwickelt und geführt wird, verlangt ihnen vielerlei ökonomische Kenntnisse ab: Wie kommen wir zu einer Geschäftsidee? Welche Funktion hat der Unternehmer? Welche Aufgaben hat ein Unternehmen? Was sind betriebliche Leistungsfunktionen? Was müssen wir über Organisation wissen? Wie wird Werbung gemacht? Es wird nicht zerstückeltes Wissen verlangt, sondern Wissen für die Lösung von komplexen Problemstellungen.
Im Vergleich zur Methode des Wirtschaftsplanspiels beispielsweise, mit der Schüler gefördert werden, ökonomische Entscheidungen zu treffen, bieten Schülerfirmen einen organisatorischen und didaktischen Gesamtrahmen, der schon sehr viel realitätsnaher ist.
Dabei geht es nicht in erster Linie darum, Schülerinnen und Schüler auf eine spätere berufliche Selbständigkeit vorzubereiten. Ziel ist vielmehr, Fertigkeiten und „Skills“ zu entwickeln, die sie zu „Unternehmerinnen und Unternehmern ihrer selbst“ machen, um so auch ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz nach ihrer Berufsausbildung zu erhöhen.
Die besondere pädagogische Attraktivität einer Schülerfirma ist: Die Mitarbeit hier ist realitätsnah, handlungs- und ergebnisorientiert. Die Ergebnisse sind greifbar und ermöglichen ein starkes Erleben der Selbstwirksamkeit. Zudem stärken Kontakte zu Medien und den hiesigen Betrieben das Selbstbewusstsein.
Schülerinnen und Schüler erschließen über die Mitarbeit in Schülerfirmen konkrete betriebliche Aufgabenfelder, erproben wirtschaftliches Denken und Handeln und lernen ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen. Diese Erfahrungen helfen ihnen dabei, bestimmte Berufsbilder anschließend als mehr oder weniger passend zu bewerten.
Jede Abteilung ist für die betroffene Schülergruppe ein Trainingsfeld.
Anforderungsprofile sind, so wie es auch im realen Leben ist, in einer Schülerfirma zumindest testbar und so etwas wie Probehandeln. Insofern ist eine Schülerfirma für die Betroffenen eine wichtige Hilfe, das Spektrum ihrer Fähigkeiten im Hinblick auf berufliche Anforderungen auszuloten, ohne die vielen verschiedenen Ausbildungsberufe dabei im Hinterkopf haben zu müssen.
Am Ende des Geschäftsjahres treffen sich die Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen der Schülerfirma und stimmen ihren Arbeitskräftebedarf für das kommende Geschäftsjahr ab. Die Abteilungen werden vorgestellt und die Stellenausschreibungen veröffentlicht, so dass sich die Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs des Haupt- und Realschulzweiges bewerben können. Dabei gilt: Jeder Schüler/jede Schülerin schreibt eine ausführliche Bewerbung für seine gewünschte Abteilung.
Für seinen Zweitwunsch gibt er eine formlose Bewerbung ab.
Die Abteilungsleiter/innen sichten die Bewerbungen. Zu Beginn des Geschäftsjahres werden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung über ihren zukünftigen Arbeitsplatz informiert.
Bei Verstößen erfolgt eine Abmahnung und in letzter Konsequenz die Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis. Am Ende des Geschäftsjahres bekommen alle Mitarbeiter/innen eine Rückmeldung mittels zweier Zensuren.
Seit dem Schuljahr 2008/2009 existiert an der KGS Schneverdingen die Schülerfirma „KGS works“. In mittlerweile 9 Abteilungen arbeiten und lernen alle Schülerinnen und Schüler des 10.Jahrgangs des Hauptschul- und Realschulzweiges der KGS Schneverdingen. Anders als im regulären Schulleben, in dem die Zensuren über das Wohl und Wehe der Schüler entscheiden, sind hier zunächst erst einmal aussagekräftige Bewerbungen gefragt. Etwa zwei Wochen vor Ende des jeweiligen Schuljahres veröffentlichen die Abteilungsleiter und Abteilungsleiterinnen Stellenanzeigen, auf die sich die Schülerinnen und Schüler des künftigen 10.Jahrgangs bewerben können. Der Beginn des neuen Schuljahres ist gleichzeitig auch Beginn des neuen Geschäftsjahres. Wie im richtigen Geschäftsleben unterschreiben die Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag und sind jeden Donnerstag für vier Stunden in ihren Abteilungen beschäftigt.
„Einer für alle und alle für einen“ ist der genossenschaftliche Leitgedanke, der auch für unsere Schülerfirma gilt. Im Gegensatz zu Kapital- und Personengesellschaften steht nicht die Gewinnmaximierung im Mittelpunkt des Handelns, sondern die gleichberechtigte Förderung aller Mitglieder. So eröffnet das gemeinschaftliche Arbeiten in unserer Schülerfirma Einblicke in wirtschaftliche, ökologische und soziale Zusammenhänge und schult Schlüsselkompetenzen wie Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative und Teamgeist. Diese Erfahrungen sind eine gute Grundlage für die eigene Orientierung und den Übergang in den Beruf.
Wenngleich wie bereits erwähnt, Gewinnmaximierung nicht im Mittelpunkt des Handels steht, haben die Mitarbeiter natürlich Interesse daran, ihren zu Beginn des Geschäftsjahres eingezahlten Anteil von 10,- Euro am Ende des Geschäftsjahres wieder herauszubekommen, getreu dem Motto: „Es darf auch etwas mehr sein.“
Ein Ziel, das sich durchaus positiv auf die Arbeitsmoral auswirkt. So wurdet einem Kollegen, der seine Unterrichtsstunde überziehen wollte, geantwortet: „ Das geht nicht, wir müssen zur Arbeit“. Jeden Donnerstag bereiten zum Beispiel die Mitarbeiter der Abteilung Bistro in Kooperation mit der Food Art Manufaktur köstliche Pausensnacks zu. Derweil verschönern die „Gärtner“ der Abteilung Grünzeug und mehr unseren Innenhof und ernten Früchte für unseren berühmten Saft, wird eine beleuchtete Hundehütte gemäß Auftrag in den Holz- und Technikwerkstätten gebaut, sind die Mitarbeiter der Abteilung Nadel und Faden kreativ. Während die Mitarbeiter der Buchführung und Verwaltung die Arbeitszeitkonten aktualisieren, Rechnungen schreiben und den Kassenbestand überprüfen, führt die Abteilung 50Plus Senioren ins Netz und plant die Event Agentur die nächsten Veranstaltungen.
Ein kleiner Ausschnitt aus Aktivitäten der Schülerfirma:
KGSWorks – Herr Battenstein
Am Timmerahde 28
29640 Schneverdingen
Tel.: 05193 – 5198 0
Mail: erik.battenstein@kgs-schneverdingen.eu